Es gibt derzeit eigentlich hauptsächlich zwei gute Artikel, wenn man sich mit etwas Hintergrundinformationen über diesen angeblichen “Krieg” (laut Presse…) bereichern will.

Zum einen hat John Gruber bereits vor einigen Tagen hübsch zusammengefasst, was es sich mit dem Multitasking und der Section 3.3.1 (das ist der Abschnitt, der Adobe zur Zeit die Galle hoch kommen lässt). Der Grundtenor: Es geht nur um die Kontrolle der Plattform (siehe unten). Außerdem können die fremden, 3rd-Party-Tools nicht alle Features wie Multitasking automatisch. Apple ist also darauf angewiesen, dass der Dritte dies mit einbaut. Der Anwender bekommt sonst ein inkonsistentes Produkt, und das will Apple nicht. Das ist eine Strategie, die sich bei der iPhoneOS-Produktpalette nachweislich bezahlt hat.

Desweiteren hat ein Entwickler auf seinem Blog /dev/why!?! sehr schön aufgezeigt, wer hier eigentlich wen angegriffen hat. Dem kann ich nur beipflichten, ich zitier die interessantestem Stellen, der Titel lautet: It’s all about the framework.

Imagine if 10% of the apps on iPhone came from Flash. If that was the case, then ensuring Flash didn’t break release to release would be a big deal, much bigger than any other compatibility issues.

[…]

Shipping a release where they break a large percentage of apps is not generally an option. Letting any of these secondary runtimes develop a significant base of applications in the store risks putting Apple in a position where the company that controls that runtime can cause delays in Apple’s release schedule, or worse, demand specific engineering decisions from Apple, under the threat of withholding the information necessary to keep their runtime working.

[…]

So ultimately, preventing Flash on the platform is about control, but is not control over the user experience of the Flash applications, or even the languages used. It is about the runtimes they bring on to the system, and Apple’s control over future releases of iPhone OS.

Diese Problematik ist den meisten Trollen unserer hiesigen IT-Welt natürlich völlig fremd *g* Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Als Unternehmen einen potenziell nicht kleinen Teil der Anwendungen aus der Hand zu geben, mit allen Konsequenzen. Und das Haupteinfallstor Nummer 1 auf PCs (und auch Macs) ist… jawohl, Flash. Die Betriebssysteme (auch Windows) sind heutzutage meist sehr gut abgeriegelt, aber Flashlücken tauchen dauernd auf. Microsoft ist machtlos, Apple ist machtlos. Und den Pinguinen ist das total latte.. 🙂

There is no doubt in my mind that if they asked Apple to bless this they were rebuffed, and if they didn’t ask the only reason they didn’t was because they knew Apple would say no. In either event, they announced the product to their customers and sold them on an idea they were not in a position to deliver, hoping Apple would be unwilling to piss off developers by not fulfilling Adobe’s promises. They tried to force Apple’s hand by putting Apple in a position where in order stop the Flash they would have to do it publicly in front of Adobe’s users. That was a bad call on Adobe’s part.

Das ist eine völlig neue Perspektive: Das Ganze wäre nur ein taktisches Spielchen seitens Adobe, in welchem es nur zwei Auswege gab. Spiel ohne Trumpf, und mit hohem Einsatz. Und ganz wertfrei betrachtet: Es ist gut, wenn man nicht sofort vor anderen großen Firmen kuscht.

They can get an awesome, high performance, Flash environment working on Android, and get a bunch of great Flash apps running on Android phones. As much as Apple wants to control iPhone, I am willing to bet they want to beat Android more.

Tja, und da haben wir das Problem: Ich glaube nicht, dass Adobe das in der nächsten Zukunft machen werden. Die hatten genug Power und Geld, das in den letzten 3 Jahren zu machen; da bestand aber wohl keine (wirtschaftliche) Interesse. Warum sollten sie also jetzt damit anfangen?

Every day Adobe does not have a widely deployed mobile Flash, is a day they are not having Flash based mobile apps developed, and is a day the odds of mobile Flash being successful goes down a little bit.

[…]

That’s right, Adobe has been making the case for Flash on iPhone for 3 years, but still hasn’t deployed a non-lite version of Flash on any phones, even when Apple is not obstructing them.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Für den Anwender kann das ganze nur positiv ausgehen – und deswegen ist es auch gut so:

  • Adobe schafft es tatsächlich und bringt mobil-optimierte Versionen der Flashruntime heraus, die zudem auch mit speziellen Geräteeigenschaften ausgestattet sind. Sie müssen zeigen, dass sie auch Neuerungen zeitnah (oder gleichzeitig) herausbringen. Stellt sich hingegen heraus, dass ein Flashplayer auf Android auch erst Monate später die neuen Features unterstützt, dann…
  • Adobe bringt wirklich mal einen optimierten Flashplayer für Mac OS X heraus (derzeit gibt es wohl eine WebKit nightly + 10.1-Beta, die ja scheinbar wirklich Welten besser ist).. wäre ja nach jahrelanger Stromverschwendung der CPU auch mal Zeit, oder?
  • Adobe schafft es nicht, und die Anwender können sich nicht über unzureichende Akkulaufzeiten oder Userinterfaces bei der Plattform “iPhone OS” beschweren. Denn was ein Entwickler zu unterscheiden weiß, das kann der Anwender nicht (“Ist das ein Flashspiel?”).